Der bewundernswerte Fall des Benjamin Pivko

Benjamin Pivko ist sowohl ein bewundernswerter Mensch als auch ein Vorbild. Nicht nur für Menschen, die unter einem Hörschaden oder Gehörlosigkeit leiden, sondern für alle. Er stellt unter Beweis, dass sich jeder selbst seine Grenzen setzt und dass dadurch im Umkehrschluss alles möglich werden kann. Mit der Verwirklichung seiner eigenen ambitionierten Ziele und dem immer wieder Austesten und Ausreizen der eigenen Grenzen wächst er über sich selbst hinaus und zeigt seiner Umwelt, was in jedem Einzelnen stecken kann und möglich ist. Benjamin Pivko verlor im Alter von 8 Monaten durch eine Virusinfektion sein Gehör und hat trotzdem unglaubliche Dinge erreicht. Dieser Beitrag widmet sich dem jungen Kampfkunstmeister und Schauspieler, der 2019 als erster Gehörloser bei dem deutschen Format „Let’s Dance“ teilnahm und den 3. Platz belegte.

Weg ins Leben ohne Gehör

Benjamin Pivko wurde 1980 in Hamburg geboren. Seine Mutter zog mit ihm im Alter von 2 Jahren in die Schweiz, um ihrem Sohn in einer Privatschule bei der bekannten Audiopädagogin Susann Schmid-Gionannini das Sprechen lernen zu ermöglichen. 1986 kehrten beide nach Hamburg zurück. Pivko besuchte dort die Gehörlosenschule und absolvierte eine Lehre als Tischler. Bereits im Alter von 5 Jahren begann er sich für Kampfsport zu interessieren. Im Laufe der Jahre trainierte er Judo, Aikido, Thaiboxen, Boxen, Grappling, Escrima und Wing Tsun. Bereits als junger Erwachsener begann er bei Film und Fernsehen als Stuntman, Choreograf und Schauspieler zu arbeiten.

Art der Kommunikation

Benjamin Pivko kann sprechen und kommunizieren. Das Verstehen erlangte er, indem er seine Hand auf den Kehlkopf seiner Lehrerin legte und die Schwingungen und Vibrationen ihrer Stimme wahrnahm. Er beherrscht die Gebärdensprache und hat gelernt, Lippen zu lesen. Pivko verfügt über eine ausgeprägte Beobachtungsgabe und hat ein feines Gespür für Menschen entwickelt, so dass er auch deren Mimik, Gestik und Körpersprache wie ein sensibles Instrument wahrnehmen kann. Er selbst beschreibt, wie ausgeprägt und scharf alle anderen Sinne eines Menschen werden, wenn er auf den Gehörsinn verzichten muss.

Internationale Kampfkunst-Karriere

In der Kampfsportszene ist Benjamin Pivko inzwischen international bekannt und erhielt in diesem Zusammenhang viele Auszeichnungen, Anerkennungen und Ehrungen. So legte er 2005 seinen Schwarzgurt in einer sechsstündigen Prüfung auf Hawaii vor 18 Grossmeistern ab. Er erhielt den Titel „Real Intelligent Warrior“.

Im gleichen Jahr wurde er zum „Hawaii International Kajukenbo, Karate and Full Contact Kickboxing Heavyweight Champion“ ernannt.

Im späteren Verlauf wurde er an die Pacific Navy Seal und Airforce Base berufen. Hier erhielt er die Aufgabe, Spezialeinheiten der Marine im Nahkampf zu unterrichten. Ein unglaubliches Privileg, nachdem diese Aufgabe normalerweise Ausbildern des FBI und CIA vorbehalten ist.

Nachdem er aus verschiedenen Kampfkunsttechniken einen eigenen Kampfkunststil entwickelt hatte, gründete er auf Hawaii das Wun Boxing Thai Style Self-Defense Institute Inc. International und wird deren Präsident.

Film und Fernsehen

Bereits 2001 arbeitete Pivko als Stuntfighter und Choreograf bei mehreren Shows und Filmen, konzipierte auch Kampfszenen und setzt diese vor der Kamera um. 2003 spielte er im Tatort „Todesbande“ mit. Im Jahr 2015 erhielt er die Hauptrolle im Tatort „Totenstille“. Am 19.09.2022 erschien sein neuester Film: „Du sollst hören“.

Benjamin Pivko war ausserdem Teil verschiedener Dokumentationen und den TV-Formaten Ninja Warrior Germany und Let’s Dance.

Ohne Gehör bei Let’s Dance?

In der Let’s Dance Staffel von 2019 nahm Benjamin Pivko als erster Tänzer ohne Gehör teil. Doch wie konnte dies gehen? Nach eigenen Angaben kann Pivko den Takt wahrnehmen, ausserdem habe er ein ausgeprägtes Wahrnehmen und Fühlen für den Körper seiner Tanzpartnerin entwickelt. So spüre er jede kleinste Anspannung, jeden Bewegungsimpuls, jedes Gefühl und jegliche Berührung. Dadurch ist es ihm möglich, die Musik zu sehen und zu fühlen. Als er im Vorfeld der Show gefragt wurde, ob er Angst vor der Herausforderung bei Let’s Dance habe, antwortete er: „…, wenn Sie schon so fragen: Ich bin ja der erste gehörlose Kandidat in Deutschland. Da möchte ich natürlich niemanden enttäuschen, sondern zeigen, dass man alles schaffen kann, wenn man sich traut und immer wieder Neues wagt.“

Privatleben

Benjamin Pivko war 2014 bis 2020 mit der amerikanischen Profi-Bodybuilderin Veronica Miller verheiratet, von der er sich 2021 trennte. Kurz danach gab er seine Liebe zu der Schauspielerin Felicitas Woll bekannt. Beide haben eine gemeinsame Tochter.

Innerer Ruf

Benjamin Pivko sieht sich als Vermittler zwischen zweierlei Welten. Der Lauten und der Stillen. Sein Wunsch ist es, diese Welten zu verbinden und ein gemeinsames Bewusstsein zu schaffen, dass die Einzigartigkeit jedes Einzelnen mit dessen ganz eigener Stärke zu einem wundervollen Grossen und Ganzen beitragen kann. Dabei sieht er seine Aufgabe darin, die verschiedenen Menschen zusammenzubringen und möchte Möglichkeiten schaffen, damit sich diese, so verschieden und besonders sie sind, in einem geschützten Raum vorurteilsfrei und gleichwertig begegnen können.

„Und am Ende spielt es keine Rolle, was uns im Wege steht: wir alle haben unser persönliches Handicap. Reden wir doch einfach zusammen darüber!“ (Benjamin Pivko)

Fazit

Benjamin Pivko zeigt Menschen, was in ihnen steckt und möchte durch sein Vorbild und sein Wirken auch anderen den Impuls geben, es ihm gleichzutun. Er möchte Menschen mit Handicap eine Stimme geben und für deren Rechte eintreten, doch besonders will er jeden Einzelnen dazu aufrufen, sich nicht selbst einzuschränken, sondern gedankliche Grenzen zu sprengen und seine Ziele zu verwirklichen. Wir von PRO SURDIS sehen es als unsere Aufgabe, Menschen wieder den Weg zum Hören und Verstehen zu ermöglichen. Damit kann mehr Lebensqualität und Lebensfreude möglich werden. Durch unsere Erfahrung und unser Fachwissen sind Sie hier in den besten Händen. Wir freuen uns auf Ihre Kontaktaufnahme!

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