Lärmbelastung, Tinnitus und Hörverlust

Lärmbelastung, Tinnitus und Hörverlust

Haben Sie sich schon einmal gefragt, warum Sie nach einem lauten Konzert am nächsten Morgen ein dumpfes Klingeln in Ihren Ohren hören? Oder haben Sie schon einmal festgestellt, dass Sie nach einem Feuerwerk die Leute bitten mussten, das Gesagte zu wiederholen, weil Sie in den Stunden nach dem Event leisere Gespräche nicht mehr verstehen konnten? In dem folgenden Blogartikel möchten wir Sie darüber aufklären, woran es liegt, dass laute Begegnungen so einen großen Einfluss auf unser Gehör haben.

Wie funktioniert unser Gehör?

Zunächst ist es wichtig, die Anatomie des Gehörs zu verstehen. Die Ohren bestehen im Wesentlichen aus drei Komponenten: dem Außenohr, dem Mittelohr und dem Innenohr. Diese drei Einheiten arbeiten zusammen, um Schallwellen in Töne zu verwandeln. Der Prozess beginnt im Außenohr, welches die Ohrmuschel und den äußeren Gehörgang umfasst. Die Schallwellen wandern dann durch das Trommelfell ins Mittelohr. Im Mittelohr befinden sich winzige Knochen, die sogenannten Gehörknöchelchen, sowie die Eustachische Röhre, die das Mittelohr mit dem hinteren Teil der Nase verbindet. Die Eustachische Röhre ist auch immer dann zu hören, wenn es im Ohr knackt, da ihre Hauptfunktion darin besteht, den Druck in den Ohren auszugleichen. Die Schallwellen gelangen schließlich in das Innenohr, das sie an das Nervensystem weiterleitet, damit unser Gehirn Geräusche wahrnehmen bzw. hören kann.

Die Bestandteile des Innenohrs, die diese Funktion erfüllen, bilden das Hörorgan oder auch Corti-Organ – nach dem italienischen Wissenschaftler benannt, der es zuerst beschrieben hat. Dabei handelt es sich um einen ausgeklügelten Übertragungsprozess, der von Tausenden kleiner Haarzellen unterstützt wird. Diese fangen alle Schwingungen des Schalls ein und leiten sie an den Hörnerv weiter. Es gibt etwa 12.000 äußere und etwa 5.000 innere Haarzellen. Sowohl die äußeren als auch die inneren Haarzellen spielen eine Rolle bei der Übertragung der Schallwellenenergie an den Hörnerv. Das Corti-Organ ist obendrein mit Flüssigkeit gefüllt, die den Haarzellen hilft, sich zu bewegen. Es verschafft ihnen ebenfalls Zugang zu Ionen, die sie für ihre Arbeit benötigen.

Die beschriebene Flüssigkeit ist für den Prozess des Hörens von entscheidender Bedeutung. Wenn die Flüssigkeit durch die Energie der Schallwellen, die zum Innenohr gelangen, in Schwingung versetzt wird, bewegen sich alle Haarzellen. Das können Sie sich wie ein Feld aus Unterwasserpflanzen vorstellen, die mit der Wasserströmung auf- und abschwimmen. Diese Haarzellen haben Stereozilien, d. h. Proteine, die durch Spitzenglieder gebündelt sind und die Bewegung der Haarzellen unterstützen. Wenn die Stereozilien durch Schallwellen stimuliert werden, öffnen sie Kanäle in den Haarzellen, so dass Ionen durch die Haarzelle nach unten wandern können. Wenn dies in den äußeren Haarzellen geschieht, verkürzen und verlängern sich die Proteine, was zu einer verstärkten Vibration des Zellkörpers führt. Geschieht dies in den inneren Haarzellen, stimuliert der Ionenfluss den mit dieser Zelle verbundenen Hörnerv und ermöglicht es uns so, Töne zu hören.

All diese beschriebenen Elemente und Abläufe sind wichtig und funktionieren am besten, wenn sie in einem relativ stabilen Rhythmus arbeiten. Das bedeutet, ohne große Lärmschwankungen, die spätere Aktivitätsspitzen verursachen können.

Was passiert, wenn das Ohr lauten Geräuschen ausgesetzt ist?

Laute Geräusche können für unsere Ohren sehr schädlich sein. Wenn das Ohr hohen Lautstärken ausgesetzt ist, kommt es zu einem starken Anstieg der Energie der Schallwellen. Diese immense Kraft überträgt sich ungefiltert im Innenohr auf die Stereozilien und Haarzellen, was das Organ traumatisieren kann. Dieser Schock wirkt sich in der Regel zuerst auf die Spitzenglieder und Stereozilien, später dann auch auf die äußeren Haarzellen aus.

Kommen wir noch einmal auf das Beispiel mit den Unterwasserpflanzen zurück: Stellen Sie sich diesen Schock wie eine Flutwelle vor. Wenn die Pflanzen auf dem Meeresboden daran gewöhnt sind, sich friedlich im Einklang mit den Wasserströmungen zu bewegen, brechen und knicken die Gewächse ab, wenn nun eine Flutwelle über sie hinwegrast. Ein ähnlicher Prozess findet in unseren Ohren statt.

Die auffälligste und unmittelbarste Folge dieser Hörtraumata ist oft die Unfähigkeit, leise Töne wahrzunehmen. Bei leichter Lärmbelastung ist dieser Effekt nur vorübergehend. Unser Körper ist bemerkenswert widerstandsfähig. Die Spitzenverbindungen können sich regenerieren und die Stereozilien können ihre Steifheit nach einer Unterbrechung innerhalb weniger Tage oder Monate wiedererlangen.

Warum bekommen wir Tinnitus nach Lärmbelastung?

Auch laute Geräusche können zu Tinnitus führen. Nach der Theorie der diskordanten Dysfunktion liegt dies daran, dass im Hörnerv Eingänge von äußeren und inneren Haarzellen geschützt werden, die zu einem Bereich des Hirnstamms, dem dorsalen Cochlea-Kern, führen. Während die inneren Haarzellen die Schallwahrnehmung auslösen, sorgen die äußeren Haarzellen auch für die neurale Stimulation. Wenn die äußeren Haarzellen geschädigt werden, und sei es auch nur vorübergehend, erhält der dorsale Cochlea-Kern eine andere Stimulanz der Signale von den äußeren und inneren Haarzellen. Wenn die Signale vom Hirnstamm nach oben wandern, kommt es häufiger zu spontaner Nervenaktivität, die von unserem Gehirn als die mit Tinnitus verbundenen Geräusche wahrgenommen wird.

Dies kann selbst dann passieren, wenn jemand keinen Hörverlust hat oder wahrnimmt. Da es etwa dreimal so viele äußere Haarzellen wie innere Haarzellen gibt, können aufgrund ihrer Redundanz bis zu 30 % der äußeren Haarzellen ihre Funktion verlieren, bevor ein Hörverlust messbar wird.

Daher besteht die Möglichkeit, dass auch die äußeren Haarzellen bei Menschen mit normalem Gehör geschädigt sind – was zu Tinnitus führen kann.

Fazit

Lärmbelastung kann die Zellen, die unser Gehör unterstützen, durchaus schädigen. Diese Schädigung kann zu Tinnitus und sogar zu Hörverlust führen. Die Folgen sind in der Regel vorübergehend. Wiederholte oder langanhaltende Lärmbelastung kann jedoch zu kumulativen Schäden führen und dauerhafte Auswirkungen haben.

Unser bester Rat? Wenn möglich sollten Sie einen Gehörschutz tragen, wenn Sie wissen, dass Sie sich in einer Umgebung aufhalten, in der mit lauten Geräuschen zu rechnen ist, z. B. bei Sport- oder Unterhaltungsveranstaltungen. Wenn Sie sich nicht sicher sind, wie Sie sich am besten verhalten sollten oder wenn Sie weitere Informationen zum Schutz Ihrer Ohren wünschen, wenden Sie sich an unser Team von PRO SURDIS. Wir alle sind erfahrene Hörakustiker und möchten in allen Fragen des Hörens für Sie da sein.

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